Montag, 20. Juli 2015

Sicily, last stop: Eine Fahrradtour auf Favignana

Ciao Ihr Lieben!

Genauso schnell wie Melancholie wieder verfliegen kann, so schnell war auch der Nebel verflogen. Am Vortag noch in einer weißen Wüste verschwunden, strahlte mir die Sonne in Trapani an diesem Morgen richtig brutzelig ins Gesicht. Ein perfekter Tag für einen Inselausflug! Und ein noch perfekterer Tag zum Fahrrad fahren! Also fix hinüber hoppen nach Favignana mit der Schnellfähre - dort kann man sich für eine handvoll Euros am Tag ein Rad mieten und das mini Mittelmeergoldstück erkunden.

Ich nehme Euch natürlich mit auf meine Tour und rate Euch: Besucht unbedingt Favignana und fahrt von Bucht zu Bucht, genießt das maledivische Wasser und lasst Euch den Wind durch die Haare blasen auf den gemütlichen Straßen vorbei an hageren Kühen, einsamen Ferienhäusern und weiten Feldern. Meine Plädoyer für Favignana ist auch schon beendet. Die Fotos kicken Euch ohnehin viel mehr. Achso - #nofilter und so <3:










 A presto!

Rieke


Montag, 13. Juli 2015

Tage im Nebel: Ein Abstecher nach Trapani und Erice

Ciao Ihr Lieben!

Noch ein bisschen verweilen wir auf Sizilien. Denn bevor es nach drei unvergesslichen Wochen wieder zurück aufs Festland gehen sollte, war es noch Zeit für einen Abstecher an die Westküste der Insel: Nach Trapani - und nach Erice, einem winzigen Dorf mit einer riesigen Aussicht vom Berg direkt neben der Stadt. Trapani war für mich erst einmal ein kleiner Kulturschock.  Vom Chaos und der Lebendigkeit Palermos kommt man hier nämlich zunächst einmal in eine Altstadt, die zwar sehr hübsch aber auch ziemlich clean und überraschend tote Hose ist. 

Die Trennung von Palermo an diesem Wochenende war mir unfassbar schwer gefallen. Gerade erst war ich euphorisiert von meinem ersten italienischen Fußballmatch zurückgekehrt, hatte mir zur akuten Sonnenstichvermeidung mit den Jungs aus dem B&B noch eine riesen Portion Eis bei Brioscia gekauft - und schon kam der Moment der großen Umarmungen, viel zu schnell musste ich den gepackten Rucksack aus der Ecke kramen und dann mit viel zu großen Schritten zur Fernbushaltestelle stampfen. Beinahe hätte ich ihn fahren lassen, den Bus. Aber nur fast. Furchtbar melancholisch hockte ich dann so da, starrte aus dem Fenster auf die See, verdrückte mir ein tränenloses Tränchen und befahl meinem Spotify die strenge Songselektion von ausnahmslos emotional gebeutelten Sängern mit klingelnder Engelsstimme. Na ja. Ihr wisst schon. 

Schön war es dann aber doch. Vielleicht, weil sich meine Umgebung auf einmal an meine Stimmung anpasste: Nebel. Dickes, fettes Weiß. Hände, die Zwanzig Zentimeter weit vor Dir im Nichts verschwinden. Eine Seilbahnfahrt später, oben in Erice, war die umdunstete Welt um mich so surreal, dass ich nur staunen konnte über all das Nichts, das ich sah - oder nicht sah. Kein Ausblick. Dafür ein Spaziergang durch eine Edgar Allen Poe Geschichte. Und auf einmal habe ich mich in meiner Melancholie richtig pudelwohl gefühlt.







A presto!

Rieke





Donnerstag, 9. Juli 2015

Palermo, ti amo - Teil IV

Ciao Ihr Lieben,

heute gibt es den letzten Teil der Story meiner großen Palermo-Liebe! Märkte, Nachtleben, Shopping, Events - Wer bei dem ganzen Trubel im Hexenkessel der sizilianischen Chaosstadt mal eine kleine Auszeit sucht, der braucht definitiv nicht die Siebenmeilenstiefel aus dem Schrank zu kramen. Schon direkt vor den Toren Palermos gibt's nämlich das ein oder andere Schmankerl zum Relaxen und Durchatmen. 

Drei meiner Favoriten hab ich hier mal für euch zusammengetragen:

MONDELLO BEACH


Der Strand von Mondello war ein absolutes Must-Go für uns Reisende aus dem B&B. Mit dem Bus stadtauswärts liegt der Strand zwischen zwei Bergen in einer Bucht und an ziemlich klitzklarem Meerwasser. Nun muss man zu Mondello sagen: Wir, die Mittzwanziger mit kurzzeitigem Nomadenleben, sind nicht als Einzige auf die Idee gekommen, hier zum Herumbaumelnlassen von Seele und Körperteilen aufzukreuzen - Der Strand ist quasi dauergeflutet mit Jugendlichen, die eigentlich in der Schule hocken sollten, aber bei gutem Wetter auf Autoritäten pfeifen und dann am Strand eher rauf- als abschalten. Das hormongesteuerte Schauspiel ist eigentlich äußerst amüsant zu verfolgen, aber die Rettung naht sowieso durch die Beachclubs am ganzen Strand: Nach 14 Uhr einfach für 6 Euro Schirmchen und Liege mieten und dekadent mit Fächer den Typen heranwinken, der "COCO!COCO!" quer über den Platz brüllt. Ein Träumchen!


CEFALU

Genau so ein Träumchen ist auch Cefalu. Ein bisschen Kultur, ein bisschen Strand und ein ganz großes Stück Bombenaussicht auf die Küste vom Hausberg. Definitiv die Anreise (ca. 40 Min mit dem Zug von Palermo) wert. Seht selbst.




MONREALE

Den Weg nach Monreale erklomm ich mit dem herzigen J. an einem Samstagvormittag mehr oder minder entspannt im clownmobilartig vollgepackten Bus. Oben angekommen wartet dann aber die Belohnung: Ein wunderschöner Kirchenkomplex mit Garten, die leckersten Dolci in einem der Cafés am Platz und das Gefühl über den Dingen zu stehen. Der Ausblick auf ganz Palermo fetzt!


Hier zuletzt noch ein Bild von mir in gewohnt seltsamer Körperhaltung - und damit habt ihr es geschafft mit dem Palermo-Guide! Im nächsten Post folgt mein allerletzter Sizilienbericht und dann geht's wieder runter von der Insel und ab ans Festland. Der Norden wartet schon!

A presto!

Rieke

Donnerstag, 2. Juli 2015

Palermo, ti amo - Teil III

Palermo lebt. Und das in vollen Zügen. Diesem pulsierenden Drive der Stadt kann man sich einfach nicht entziehen und sobald man den ersten Fuß vor die Tür gesetzt hat, ist man mittendrin. Für mich waren es besonders drei Erlebnisse, in denen ich diese ganz besondere, teils in sich absolut widersprüchliche Atmosphäre Palermos entdecken konnte. Diese Top 3 möchte ich euch heute ans Herz legen:

1. Das Opernhaus Palermo




Und dann saß ich da, in meiner eigenen Loge zwischen rotem Samt und goldenen Balken, begutachtete die anderen Gäste in ihren kleinen Logen wie in einem Playmobilpuppenhaus und lauschte der kräftigen Stimme des Grafen Richard, wie er über seine heimliche Liebe Amelia balladiert. Ihr merkt: Irgendwie ziemlich spontan bin ich eines Abends in der Oper gelandet. Un Ballo in Maschera. Verdi. Statt die geführte Opernhausbesichtigung (rein in den Saal, Foto knipsen, raus aus dem Saal, 15 min für 8 Euro) zu bezahlen, sollte man sich nämlich einfach eine Veranstaltung in den atemberaubenden Räumlichkeiten der Oper Palermos gönnen. Denn die Tickets für eine Oper starten schon bei 18 Euro und außerhalb der Saison werden hier Konzerte gespielt (ab10 Euro). Mit mir saß da übrigens die liebe H. - die hatte ich am Morgen beim Ticketkauf kennengelernt und überredet, nicht die völlig überteuerte geführte Opernhaustour zu machen sondern mit mir in die Oper zu gehen. Gesagt, getan, hat sie dann auch gemacht. Und aus diesem verzauberten Abend wurde eine wunderbare kleine Reisegemeinschaft für ein paar Tage, die ich absolut nicht missen möchte!

2. Ausgehen





Am Wochenende wird es nachts voll in Palermos Straßen. Startet am Besten mit dem unfassbar guten Aperitivo im Vespa Café. Alternativ für ein bisschen Romance am Abend: Die Rooftop-Bar auf dem Dach des Hotel Ambasciatori. Von da oben könnte man Palermo einfach nur Knutschen. Und der Sekt ist gar nicht mal so teuer. Ein bisschen aufgewärmt geht es dann zu unserem Lieblingsort: Die Vucciria! Hier werden die Plastikstühle auf die Piazza geräumt, es wird getrunken und gegessen und getanzt, während sich mitten durch die Menge noch der Müllwagen schlängelt und die letzten Tonnen leert. Wenn Euch dann die Hummeln im Hintern zum Tango - oder Techno - auffordern geht es zwei Ecken weiter zu einer Piazza zwischen Via Argenteria und Via dei Cassaria. Allein die Piazza selbst ist schon bei Tag beeindruckend. Hier stehen ein paar der wenigen Gebäude, die im zweiten Weltkrieg ein wenig was abbekommen haben, die so subtil aber liebevoll mit Graffiti verschönert wurden, das einem einfach ein wenig die Flatter gehen muss. 






Aber besonders nachts wird es dann eigentlich erst spannend mit dem Club, der einfach mal auf die Straße verfrachtet wird und der Menschenmenge, die zum Bass in ihrem ganz eigenen Rhythmus tanzt. 



Und bevor ihr ins Bett fallt gibt es dann noch eine Must-Do-Station: Die Via Chiavettieri - Late night munchies, Mimosas und gute Musik erwarten euch in dieser Straße, proppenvoll mit jungem Volk von seltsam bis superheiß. Einmal alles mitnehmen!

3. Fußball



Jap. Ich war beim Fußball. Hätte ich auch nicht gedacht, aber irgendwie bin ich spontan dort gelandet. Die Jungs aus dem B&B hatten den Plan, meine B&B-Gastgeberin ist der wohl größte südkoreanische Fan, den der US Palermo je gesehen hat. Und so hat man mich eben bearbeitet. Also ging es an einem Sonntag zum Spiel Palermo - Florenz. Das Fußballspiel an sich ist ja nicht so wirklich unter den Top 5 - oder 25 - meiner liebsten Interessen. Aber ins Stadion gehe ich dann schon gern. Fremde Fußballluft schnuppern, euphorische, mit einem fröhlichen Hauch Aggression aufgeladene Stimmung einsaugen - und Bierchen mit fettigen Snack schnabbern - damit kriegt man mich. Und all das wird Dir in Palermo im Stadion mit großen Löffeln gefüttert.  Unerwartet eines meiner Highlights!

Anstehen für Tickets. 7 Euro Eintritt gehen mehr als in Ordnung - und mit meinem Ticketpreis von 2 Euro für so exotische Wesen wie mich (eine FRAU, die zum Fußball geht) war ich der beneidete Star des Nachmittags. Es ist halt Südtalien...



So, das war's auch schon wieder für heute! Im letzten Palermo-Teil erzähle ich Euch noch ein wenig von der Umgebung Palermos und dann geht es auch schon wieder weiter im Text.

A presto!

Rieke

Samstag, 27. Juni 2015

Palermo, ti amo - Teil II

Ciao Ihr Lieben,

heute geht es um MANGIARE! Mein Lieblingsthema! Nach Italien fährt man ja irgendwie auch zu großen Teilen wegen der kulinarischen Highlights. Und Sizilien hat es mir, was die Küche betrifft, wirklich angetan. Palermo schürft tief, tief, tief aus der traditionellen italienischen Küche, aber wird eben mit vielen Eigenheiten kombiniert - vor allem frischem Fisch, wildes Gemüse, orientalischen Details, sowieso ganz viel Liebe…und hier und da ein gute Portion Frittierfett. Dazu die alleraromatischsten Zitronen, Orangen, Oliven,…und wenn ein Land sich den Pistazien widmet, dann hat es mich ohnehin schon längst in der Tasche. Bevor ich jetzt abdrifte, euch schlichtweg eine Papyrusrolle lang Zutaten und Gerichte aufliste und dabei an laue palermitanische Frühsommernächte zurückdenke, reiße ich mich nun schnell am Riemen und biete euch einen wirklichen kleinen Einblick in meine Geheimniskiste rund ums Essen in Palermo. Allein gefunden habe ich all diese Schätze natürlich nicht. Meine wunderbaren Gastgeber hatten immer den richtigen Riecher und uns Gästen die besten Ecken und Winkel der Stadt verraten. Ein paar davon teile ich heute mit euch:




Hach, der Vecchio Club. DAS Lokal für ein richtig typisch sizilianisches Mittag- oder Abendessen. Hier habe ich meinen ersten Abend verbracht mit neuen Freunden aus dem B&B und deshalb bleibt es wohl auch mein emotionaler Foodliebling Palermos. Und das Essen - ich sage nur: Wir waren wahrscheinlich jeden zweiten Abend in unterschiedlichster Besetzung dort und haben uns quer durch die Karte gemampft. Egal was ihr esst, falsch machen kann man hier wirklich nichts. Meine Tops dennoch hier für euch, falls ihr jemals in diesem Schmuckstück der sizilianischen Hausmannskost landen solltet: Spaghetti Vongole mit einer Tonne Knobi, Caponata Spada (Schwertfisch mit der besten Caponata EVER) und die Involtini alla siciliana. Rosa Nero sind übrigens die Farben des Fußballvereins von Palermo und der Vecchio Club das Haus- und Hofrestaurant der ansässigen Fans - und entsprechend sieht die Einrichtung aus! Ein I-Tüpfelchen aufs Ganze setzen die Kellner, die bei dem ständigen Andrang im Vecchio Club zu Anfang immer ein bisschen grummelig wirken, aber spätestens nach den Antipasti auftauen und sizilianisch-schroffe Liebenswürdigkeiten verteilen. Immer, wirklich immer reservieren!


Irgendwie muss man bei so viel Herumgerenne in der Stadt ja auch über den Tag kommen und für den Happen für zwischendurch seid ihr hier am Besten aufgehoben! Die Bar Torino hat die besten Arancini der Stadt (und die kommen hier auch in size "bomba") aber auch sonst die köstlichsten Happen für jede Tageszeit. Zum Beispiel: Mega Frühstückscroissants und Zitronentörtchen, diverses Mittagsgedöns und immer lecker und günstig. Perfekt für zwischendurch!




Unglaublich gute Adresse für Fisch, direkt um die Ecke vom Hafen in der Via Torremuzza. Hier waren wir an meinem letzten Abend in Palermo und haben ein klein wenig Abschied gefeiert. Ein kräftiger Sizilianer steht hier den ganzen Abend am Grill und es duftet fantastisch nach dem, was dann auf eurer Fischplatte landet: Schwertfisch, diverse Meeresfrüchte, verschiedene Tintenfische und ein bis heute nicht von mir identifizierter, aber köstlich schmeckender Fisch, den sie wohl irgendwo bei Palermo aus dem Wasser gezogen haben. 



Wenn der Markt abgebaut ist und es dunkel wird in der Stadt, dann dreht Vucciria noch einmal auf und lockt zum Wochenende hin mit Fisch- und Fleischstreetfood - direkt vor euren Augen zubereitet. Und, nicht zu vergessen: Pane e Panelle - Brötchen, gefüllt mit flachen Kartoffelkroketten quasi. Frischen Zitronensaft drüber, fertig. Man denkt es nicht, schmeckt aber wie der Himmel. God Save the Frittierpfanne! 





Wer nachts dann noch länger unterwegs ist (Wo ihr das am besten könnt, verrate ich euch im nächsten Teil) und den wie üblich die Munchies überkommen, für den ist dieser Tipp vielleicht noch etwas: Mega-Monster-Familienpizza für nur 7 Euro und normale monsterleckere Pizza für noch weniger gibt es abends in der Via Chiavettieri bei Voglia di Pizza. 

Und, falls ihr es noch nicht gemerkt haben solltet: Wer kein Freund von rustikalem Plastikstuhl-Dinner ist, sollte in Palermo lieber schnell einer werden. Denn klar, hier gibt es auch schicken Schischi hier und dort, nobles Ambiente und so weiter. Aber richtig eintauchen und ein bisschen echte Küche und echtes Leben mitbekommen heißt hier auch: Die Improvisation, das Chaos und die Liebe zum Wesentlichen wieder neu für sich entdecken!

Und nun noch zwei Orte für die Zuckerjunkies: 





Das beste Eis der Stadt! Wirklich. Das Beste. Eis. Der Stadt. Und am allerbesten genießt ihr es in der fantastischen sizilianischen Variante: Im Briochebrötchen. Für den Palermitaner ersetzt das durchaus mal ein Mittagessen. Unbedingt probieren müsst ihr die Brioscia-Creme-Varianten. Pistazieneis mit Nutellakonsistenz: Da steigt mir vor Gaumenfreude fast das Pipi in die Augen!



Niemand, der sich für ein wenig Süßes begeistern kann, kommt an der Torta Setteveli vorbei. Eine ganz ausgefuchste kleine geschichtete Schokotorte. Am besten lasst ihr euch sie hier bei Cappello schmecken. Und keine Sorge, es gibt sie in verschiedenen Größen, aber ein Häppchen muss schon drin sein. Und da ich ja ein kleiner Pistazienjunkie bin: Direkt noch ein zweites Settevelihäppchen in der grünen Variante dazubestellen! Außerdem: Bloß keine Reue! Aus irgendeinem magischen Grund, setzt das alles üüüüberhaupt nicht an. Also fast nicht. Zumindest nicht genug, um sich zu zügeln. Darum - Vielleicht noch ein drittes Häppchen?

Wenn euch jetzt das Wasser im Munde zusammenlaufen sollte, sage ich: Recht so. Das war mein Plan! Wenn ihr euch außerdem fragt, wie meine Tage in Palermo so aussahen, dann brauche ich euch gar nicht so viele Anekdoten zu erzählen. Schaut euch einfach diese Liste an Orten an und stellt euch vor, dass ich sie alle der Reihe nach abgeklappert habe. Und wenn ich damit durch war - habe ich von vorn wieder begonnen.

In diesem Sinne: Buon Appetitio, Bunoanotte und a presto!


Rieke



Dienstag, 23. Juni 2015

Palermo, ti amo - Teil I

Ihr Lieben!

Ich muss mich ernsthaft entschuldigen, ihr musstet nun wirklich eine kleine Weile auf den nächsten Post warten! Das hatte diverse Gründe, unter anderem, dass meine Besten mich hier in Italien besucht haben und ich den Laptop einfach mal für einige Tage in die Ecke gepfeffert und mit den Mädels die Umgebung erkundet, gekocht, gelacht und was nicht noch alles getan habe. Dazu kamen dann noch verlorene Orte ohne Internet. Und Bindehautentzündungen mit Auge-zu-Verordnung. Und zu allerletzt ein emotionaler Grund: Mein nächster, ebendieser Post dreht sich um Palermo. Und um ehrlich zu sein, habe ich keinen blassen Schimmer, wie ich diesen Post beginnen soll. Denn Palermo war so voll mit tollen Erfahrungen. Mit wunderbaren Menschen. Und mit so viel, was es sich zu sehen, fühlen und genießen lohnt. 


Nach Siracusa hatte mich, ich hatte es schon angedeutet, so eine Sehnsucht nach einem Zuhause überkommen. Nicht im Sinne von Heimweh. Sondern viel mehr im Sinne eines Base Camps, in dem ich meine Zelte aufschlagen und von dort aus neue Abenteuer erleben, aber auch ein klein bisschen Ruhe finden kann. Und, oddio, was habe ich für ein kleines Zuhause des Herzens hier entdeckt!

Mein Base Camp habe ich mit einer solchen Treffsicherheit gesucht und gefunden, dass ich es selbst nicht glauben konnte. Ein klitzekleines Juwel perfekt gelegen direkt inmitten der Mitte Palermos: Das Vespa B&B (hier auch der Facebook-Link, da findet ihr auch das ein oder andere Foto mit mir...). Giuseppe und Cha Cha sind eine wunderbar ungewöhnliche Mischung aus Sizilien und Südkorea und haben es geschafft in ihrem traumhaft süßen Apartment ein zuhause für ihre Gäste zu kreieren. Sie sind die Meister im In-Fünf-Minuten-die-ganze-Stadt erklären, im Zusammenführen aller unterschiedlichen Seelen, die hier für kurze Zeit unter einem Dach leben und haben so große, warme Herzen, dass es für ganz Sizilien reichen würde. Weil es im B&B neben den zwei Privatzimmern auch ein Dorm mit 6 Betten gibt, mischt sich die Gruppe immer wieder durch, ohne aber wie in einem großen Hostel zu unpersönlich zu werden. Für mich die perfekte Lösung!

Nun aber zur Stadt, die völlig unerwartet auf meinen persönlichen Platz 1 aller Städte Italiens gehüpft ist. Vielleicht ist es dieser Grund: Palermo erinnert mich ein wenig an Berlin, meine Wahlheimat. Das ist jetzt aber ein Vergleich, der hinkt so gewaltig wie Quasimodo, sagt ihr wahrscheinlich. Und Recht habt ihr. Was ich aber meine: Beide Städte umgibt so eine ganz bestimmte Aura von einem eigenen, anarchischen Rhythmus. Ein Ort, in dem das Leben aus allen Ecken quillt und zwar in allen Facetten. Das Leben hier ist echt. Nicht übermäßig überlagert von Historie wie in Rom, nicht so zentral auf Tourismus ausgerichtet wie Florenz und definitiv nicht unterkühlt wie Mailand. Und in all dem Trubel und Gewirr, den Geräuschen und den Gerüchen geht es der Stadt ziemlich piepsschnurz am Hinterteil vorbei, ob du da bist oder nicht. Friss oder stirb. Finde deinen Platz hier oder hau wieder ab. Eingeladen hat dich niemand, aber wenn du trotzdem bleibst, wird es die große Liebe. Ich bin geblieben (zumindest ein bisschen) und hab mich verknallt bis über beide Lauscher.

Damit ich Euch nicht vollkommen mit Input überrolle, habe ich meinen Palermo-Aufenthalt einfach mal in vier Teile geteilt. Thematisch ist das auch viel schöner und mit soviel Verspätung ist Chronologie ja ohnehin nur ein unpräziser und kläglicher Versuch, vergangene Zeit wieder herzustellen. 

Ihr bekommt also hier - und diesmal zeitnah - das hier zu lesen:

TEIL I  - Dinge zu KAUFEN (Shopping, Märkte)
TEIL II - Dinge zu ESSEN (Meine Toptipps zum Bauchvollstopfen)
TEIL III - Dinge zu SEHEN & ERLEBEN (Kultur, Nachtleben)
TEIL IV – Dinge so drumherum (Strände, Städchen, Bergchen, eben drumherum)

Mit TEIL I  fange ich jetzt einfach schon einmal an, damit es auch was zu gucken gibt:

MÄRKTE

Mit "Dinge zu kaufen" beginne ich nicht etwa, weil meine etwaige Kommerzsucht alles andere überschattet, sondern weil meines Erachtens die Märkte Palermos die großen Herzstücke der Stadt ausmachen. Palermo ist ein ganzes Stück Orient und dieses laute, chaotische, visuelle und olfaktorische Durcheinander der Stadt lässt sich hier eben ganz besonders erleben. 




Vucciria - Von diesem wohl berühmtesten Markt Palermos ist nicht mehr so viel übrig geblieben, wie noch vor Jahren, trotzdem ein absolutes Must! Tagsüber spielt hier zwischen Zitronen und Tomaten die ein oder andere Jazzband, in einer kleinen Garage werden Messer geschärft - und abends wendet sich das Blatt dann noch einmal vollkommen: Plastikstühle werden auf die Piazza gerückt, es gibt frische Streetfood und Bars öffnen an allen Ecken. Aber dazu mehr, wenn ich euch über das palermitanische Nachtleben erzähle. 




Ballarò und Mercato il Capo sind die beiden anderen großen Märkte Palermos. Ballarò ist dabei mein absoluter Liebling. Scheinbar nie endende Stände mit gelbgoldenen Zitronen, winzigen Erdbeeren, lebendigen Schnecken, Schwertfischen im Spalier, dazwischen Krimskrams aller Art, der von Marktschreiern im sizilianischen Dialekt angepriesen und besungen wird. Tattrige sizilianische Omas zwängen sich vorbei an den wenigen Touristengrüppchen, die sich in dem Gedrängel leicht nervös an ihrem Tourführer mit rotem Fähnchen in der Hand orientieren. Palermo lässt sich eben nicht so leicht von uns Fremden überrennen. 


SHOPPING

Weil es dazugehört zum Kaufen, noch ein paar kleinere Orientierungspunkte fürs Shopping. Und da Palermo so günstig ist, sitzt die Brieftasche hier vielleicht auch nicht ganz so tief in der Tasche versteckt (auch wenn mein Tipp dennoch bleibt: Haut es raus für das fantastische Essen hier!!).

Via Maqueda - die ewig lange Einkaufsstraße verläuft einmal quer durch das Zentrum Palermos. Zu den Verkaufszeiten ist die Straße für den Autoverkehr gesperrt, sodass es sich hier ganz vorzüglich bummeln lässt. High Fashion ist hier weniger angesagt - das kommt erst in der Verlängerung mit der Via Ruggero Settimo, den großen Ketten und der Luxuslabels zum Naseplattdrücken. Die Via Maqueda mit den kleinen indischen Firlefanzläden, Glitzerschuhanbietern und einer Handvoll kleiner Secondhand- und Schneiderschmuckstücke ist dafür aber um einiges spannender. Auf der Via Roma, die parallel zur Via Maqueda verläuft, lässt es sich vor allem gut nach Schuhen bummeln.  




Via Vittorio Emanuele ist eine Querstraße der Via Maqueda. Ihr Verbindungspunkt ist eine architektonisch ziemlich beeindruckende Piazza (anhalten, Foto machen!) und führt auf der Westseite zur Kathedrale von Palermo und auf der Ostseite zum Hafen. Dazwischen angesiedelt findet ihr knüselige Schmuckparadiese zum Wühlen und meine persönliche Lieblingsentdeckung: Magazzini Anita (Via Vittorio Emanuele 231). Ein Schmuckstück unter den Vintageläden, der locker mit Berlin mithalten kann. Aus ganz Sizilien sammeln die Inhaberinnen Kleidung ab den 1920ern. Röcke aus einer der ersten YSL-Kollektionen, ungetragene Chanelpumps, 1970er Bottega Veneta
 Taschen zum Reinverknallen und - mein Liebling: Eine goldene Kimonojacke mit Fransenbesatz aus Messing - original 1920er Jahre. Und das alles zu vertretbaren Preisen. Für mich zwar noch immer genug, um es bei einem zarten "Hach"-Seufzer bleiben zu lassen und zum Abschied noch einmal über die Messingfransen zu streichen - aber selbst die Goldstücke im Laden sind prinzipiell nicht unerschwinglich und die Preise im Vergleich zu Norditalien oder Deutschland straff und sehr fair kalkuliert. Eine zweite, kleine Filiale steht außerdem noch in der Via Maqueda 263. Hier findet man ein wenig mehr Alltägliches, das ein bisschen weniger schmerzhaft ist für die Reisekasse.

Für die Kramswühler und Megaschnäppchenfinder unter euch verläuft noch eine kleine Seitenstraße vom Mercato il Capo bis zur Via Roma und kreuzt die Via Maqueda bei Via Sant'Agostino/Via Bandiera

So, Ihr Lieben, Teil II bis IV gibt es dann ab morgen!

Buonanotte & a presto!

Rieke

Samstag, 6. Juni 2015

Stopover in Catania



Ciao Ihr Lieben!

Sizilien ist für mich eine einzige Geschichte von Planänderungen. Aber Spontanität mal richtig auszuleben, ist irgendwie sehr dufte. Eigentlich hatte ich vor, nach Siracusa weiter im Uhrzeigersinn die Insel zu umrunden. Aber mir stand der Sinn auf einmal nach einer kleinen Homebase. Also entschied ich mich, nach Palermo zu gehen und den Rest Siziliens von dort aus zu erleben. Da ich aber ohnehin durch Catania fahren musste, bin ich einfach für eine Nacht dort geblieben.

Mein Fazit: Nett. Vor allem drei Dinge sind dort allerdings wirklich sehenswert: 

1.     Der Fischmarkt.

Morgens kann man in Catania über den Fischmarkt schlendern. Und der ist es wirklich wert, gesehen zu werden. Muscheln, die dich aus ihren Becken noch mit Meerwasser bespritzen, halbe Schwertfische aufgereiht im Spalier und riesige Körbe mit lebendigen Schnecken, in die beherzt zum Abwiegen hinein gegriffen wird.






2.     Die Uniräume im alten Klostergebäude.

Ich liebe es, andere Unis zu besichtigen. Man fühlt sich gleichzeitig eigenartig zuhause und furchtbar fremd. Denn jede Uni funktioniert doch irgendwie auf ein und dieselbe Weise. Und dann ist es doch der Ort, der die Erfahrung zu etwas jeweils ganz Besonderem macht. Eine Uni schwört die, die dort hingehören, auf seltsame Weise zu einer Gemeinschaft zusammen. Die Räume dieser Universität tun das sicher ganz besonders.



3.     Eine Runde durch die Altstadt zu schlendern und im Städtischen Park die Aussicht auf den Ätna zu genießen.





Dazu hat Catania noch eine ganze Reihe Kirchen, zum Beispiel den Duomo, zu besichtigen. Aber der Kirchen wurde ich dann irgendwann doch etwas Müde. Insgesamt hat mir Catania gut gefallen und als Student in der Unistadt bekommt man hier sicher viel Spaß. Aber man merkt eben auch, dass hier nicht das kulturelle sondern eher das wirtschaftliche Zentrum Siziliens sitzt. Man vermisst einfach doch ein wenig zu stark den speziellen Charme der Stadt, um viel länger als ein oder zwei Tage dort zu verweilen. 

Wie es mir dann in Palermo ergangen ist, erzähl ich euch in den nächsten Tagen!

A presto!


Rieke