Dienstag, 23. Juni 2015

Palermo, ti amo - Teil I

Ihr Lieben!

Ich muss mich ernsthaft entschuldigen, ihr musstet nun wirklich eine kleine Weile auf den nächsten Post warten! Das hatte diverse Gründe, unter anderem, dass meine Besten mich hier in Italien besucht haben und ich den Laptop einfach mal für einige Tage in die Ecke gepfeffert und mit den Mädels die Umgebung erkundet, gekocht, gelacht und was nicht noch alles getan habe. Dazu kamen dann noch verlorene Orte ohne Internet. Und Bindehautentzündungen mit Auge-zu-Verordnung. Und zu allerletzt ein emotionaler Grund: Mein nächster, ebendieser Post dreht sich um Palermo. Und um ehrlich zu sein, habe ich keinen blassen Schimmer, wie ich diesen Post beginnen soll. Denn Palermo war so voll mit tollen Erfahrungen. Mit wunderbaren Menschen. Und mit so viel, was es sich zu sehen, fühlen und genießen lohnt. 


Nach Siracusa hatte mich, ich hatte es schon angedeutet, so eine Sehnsucht nach einem Zuhause überkommen. Nicht im Sinne von Heimweh. Sondern viel mehr im Sinne eines Base Camps, in dem ich meine Zelte aufschlagen und von dort aus neue Abenteuer erleben, aber auch ein klein bisschen Ruhe finden kann. Und, oddio, was habe ich für ein kleines Zuhause des Herzens hier entdeckt!

Mein Base Camp habe ich mit einer solchen Treffsicherheit gesucht und gefunden, dass ich es selbst nicht glauben konnte. Ein klitzekleines Juwel perfekt gelegen direkt inmitten der Mitte Palermos: Das Vespa B&B (hier auch der Facebook-Link, da findet ihr auch das ein oder andere Foto mit mir...). Giuseppe und Cha Cha sind eine wunderbar ungewöhnliche Mischung aus Sizilien und Südkorea und haben es geschafft in ihrem traumhaft süßen Apartment ein zuhause für ihre Gäste zu kreieren. Sie sind die Meister im In-Fünf-Minuten-die-ganze-Stadt erklären, im Zusammenführen aller unterschiedlichen Seelen, die hier für kurze Zeit unter einem Dach leben und haben so große, warme Herzen, dass es für ganz Sizilien reichen würde. Weil es im B&B neben den zwei Privatzimmern auch ein Dorm mit 6 Betten gibt, mischt sich die Gruppe immer wieder durch, ohne aber wie in einem großen Hostel zu unpersönlich zu werden. Für mich die perfekte Lösung!

Nun aber zur Stadt, die völlig unerwartet auf meinen persönlichen Platz 1 aller Städte Italiens gehüpft ist. Vielleicht ist es dieser Grund: Palermo erinnert mich ein wenig an Berlin, meine Wahlheimat. Das ist jetzt aber ein Vergleich, der hinkt so gewaltig wie Quasimodo, sagt ihr wahrscheinlich. Und Recht habt ihr. Was ich aber meine: Beide Städte umgibt so eine ganz bestimmte Aura von einem eigenen, anarchischen Rhythmus. Ein Ort, in dem das Leben aus allen Ecken quillt und zwar in allen Facetten. Das Leben hier ist echt. Nicht übermäßig überlagert von Historie wie in Rom, nicht so zentral auf Tourismus ausgerichtet wie Florenz und definitiv nicht unterkühlt wie Mailand. Und in all dem Trubel und Gewirr, den Geräuschen und den Gerüchen geht es der Stadt ziemlich piepsschnurz am Hinterteil vorbei, ob du da bist oder nicht. Friss oder stirb. Finde deinen Platz hier oder hau wieder ab. Eingeladen hat dich niemand, aber wenn du trotzdem bleibst, wird es die große Liebe. Ich bin geblieben (zumindest ein bisschen) und hab mich verknallt bis über beide Lauscher.

Damit ich Euch nicht vollkommen mit Input überrolle, habe ich meinen Palermo-Aufenthalt einfach mal in vier Teile geteilt. Thematisch ist das auch viel schöner und mit soviel Verspätung ist Chronologie ja ohnehin nur ein unpräziser und kläglicher Versuch, vergangene Zeit wieder herzustellen. 

Ihr bekommt also hier - und diesmal zeitnah - das hier zu lesen:

TEIL I  - Dinge zu KAUFEN (Shopping, Märkte)
TEIL II - Dinge zu ESSEN (Meine Toptipps zum Bauchvollstopfen)
TEIL III - Dinge zu SEHEN & ERLEBEN (Kultur, Nachtleben)
TEIL IV – Dinge so drumherum (Strände, Städchen, Bergchen, eben drumherum)

Mit TEIL I  fange ich jetzt einfach schon einmal an, damit es auch was zu gucken gibt:

MÄRKTE

Mit "Dinge zu kaufen" beginne ich nicht etwa, weil meine etwaige Kommerzsucht alles andere überschattet, sondern weil meines Erachtens die Märkte Palermos die großen Herzstücke der Stadt ausmachen. Palermo ist ein ganzes Stück Orient und dieses laute, chaotische, visuelle und olfaktorische Durcheinander der Stadt lässt sich hier eben ganz besonders erleben. 




Vucciria - Von diesem wohl berühmtesten Markt Palermos ist nicht mehr so viel übrig geblieben, wie noch vor Jahren, trotzdem ein absolutes Must! Tagsüber spielt hier zwischen Zitronen und Tomaten die ein oder andere Jazzband, in einer kleinen Garage werden Messer geschärft - und abends wendet sich das Blatt dann noch einmal vollkommen: Plastikstühle werden auf die Piazza gerückt, es gibt frische Streetfood und Bars öffnen an allen Ecken. Aber dazu mehr, wenn ich euch über das palermitanische Nachtleben erzähle. 




Ballarò und Mercato il Capo sind die beiden anderen großen Märkte Palermos. Ballarò ist dabei mein absoluter Liebling. Scheinbar nie endende Stände mit gelbgoldenen Zitronen, winzigen Erdbeeren, lebendigen Schnecken, Schwertfischen im Spalier, dazwischen Krimskrams aller Art, der von Marktschreiern im sizilianischen Dialekt angepriesen und besungen wird. Tattrige sizilianische Omas zwängen sich vorbei an den wenigen Touristengrüppchen, die sich in dem Gedrängel leicht nervös an ihrem Tourführer mit rotem Fähnchen in der Hand orientieren. Palermo lässt sich eben nicht so leicht von uns Fremden überrennen. 


SHOPPING

Weil es dazugehört zum Kaufen, noch ein paar kleinere Orientierungspunkte fürs Shopping. Und da Palermo so günstig ist, sitzt die Brieftasche hier vielleicht auch nicht ganz so tief in der Tasche versteckt (auch wenn mein Tipp dennoch bleibt: Haut es raus für das fantastische Essen hier!!).

Via Maqueda - die ewig lange Einkaufsstraße verläuft einmal quer durch das Zentrum Palermos. Zu den Verkaufszeiten ist die Straße für den Autoverkehr gesperrt, sodass es sich hier ganz vorzüglich bummeln lässt. High Fashion ist hier weniger angesagt - das kommt erst in der Verlängerung mit der Via Ruggero Settimo, den großen Ketten und der Luxuslabels zum Naseplattdrücken. Die Via Maqueda mit den kleinen indischen Firlefanzläden, Glitzerschuhanbietern und einer Handvoll kleiner Secondhand- und Schneiderschmuckstücke ist dafür aber um einiges spannender. Auf der Via Roma, die parallel zur Via Maqueda verläuft, lässt es sich vor allem gut nach Schuhen bummeln.  




Via Vittorio Emanuele ist eine Querstraße der Via Maqueda. Ihr Verbindungspunkt ist eine architektonisch ziemlich beeindruckende Piazza (anhalten, Foto machen!) und führt auf der Westseite zur Kathedrale von Palermo und auf der Ostseite zum Hafen. Dazwischen angesiedelt findet ihr knüselige Schmuckparadiese zum Wühlen und meine persönliche Lieblingsentdeckung: Magazzini Anita (Via Vittorio Emanuele 231). Ein Schmuckstück unter den Vintageläden, der locker mit Berlin mithalten kann. Aus ganz Sizilien sammeln die Inhaberinnen Kleidung ab den 1920ern. Röcke aus einer der ersten YSL-Kollektionen, ungetragene Chanelpumps, 1970er Bottega Veneta
 Taschen zum Reinverknallen und - mein Liebling: Eine goldene Kimonojacke mit Fransenbesatz aus Messing - original 1920er Jahre. Und das alles zu vertretbaren Preisen. Für mich zwar noch immer genug, um es bei einem zarten "Hach"-Seufzer bleiben zu lassen und zum Abschied noch einmal über die Messingfransen zu streichen - aber selbst die Goldstücke im Laden sind prinzipiell nicht unerschwinglich und die Preise im Vergleich zu Norditalien oder Deutschland straff und sehr fair kalkuliert. Eine zweite, kleine Filiale steht außerdem noch in der Via Maqueda 263. Hier findet man ein wenig mehr Alltägliches, das ein bisschen weniger schmerzhaft ist für die Reisekasse.

Für die Kramswühler und Megaschnäppchenfinder unter euch verläuft noch eine kleine Seitenstraße vom Mercato il Capo bis zur Via Roma und kreuzt die Via Maqueda bei Via Sant'Agostino/Via Bandiera

So, Ihr Lieben, Teil II bis IV gibt es dann ab morgen!

Buonanotte & a presto!

Rieke

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