Samstag, 6. Juni 2015

Stopover in Catania



Ciao Ihr Lieben!

Sizilien ist für mich eine einzige Geschichte von Planänderungen. Aber Spontanität mal richtig auszuleben, ist irgendwie sehr dufte. Eigentlich hatte ich vor, nach Siracusa weiter im Uhrzeigersinn die Insel zu umrunden. Aber mir stand der Sinn auf einmal nach einer kleinen Homebase. Also entschied ich mich, nach Palermo zu gehen und den Rest Siziliens von dort aus zu erleben. Da ich aber ohnehin durch Catania fahren musste, bin ich einfach für eine Nacht dort geblieben.

Mein Fazit: Nett. Vor allem drei Dinge sind dort allerdings wirklich sehenswert: 

1.     Der Fischmarkt.

Morgens kann man in Catania über den Fischmarkt schlendern. Und der ist es wirklich wert, gesehen zu werden. Muscheln, die dich aus ihren Becken noch mit Meerwasser bespritzen, halbe Schwertfische aufgereiht im Spalier und riesige Körbe mit lebendigen Schnecken, in die beherzt zum Abwiegen hinein gegriffen wird.






2.     Die Uniräume im alten Klostergebäude.

Ich liebe es, andere Unis zu besichtigen. Man fühlt sich gleichzeitig eigenartig zuhause und furchtbar fremd. Denn jede Uni funktioniert doch irgendwie auf ein und dieselbe Weise. Und dann ist es doch der Ort, der die Erfahrung zu etwas jeweils ganz Besonderem macht. Eine Uni schwört die, die dort hingehören, auf seltsame Weise zu einer Gemeinschaft zusammen. Die Räume dieser Universität tun das sicher ganz besonders.



3.     Eine Runde durch die Altstadt zu schlendern und im Städtischen Park die Aussicht auf den Ätna zu genießen.





Dazu hat Catania noch eine ganze Reihe Kirchen, zum Beispiel den Duomo, zu besichtigen. Aber der Kirchen wurde ich dann irgendwann doch etwas Müde. Insgesamt hat mir Catania gut gefallen und als Student in der Unistadt bekommt man hier sicher viel Spaß. Aber man merkt eben auch, dass hier nicht das kulturelle sondern eher das wirtschaftliche Zentrum Siziliens sitzt. Man vermisst einfach doch ein wenig zu stark den speziellen Charme der Stadt, um viel länger als ein oder zwei Tage dort zu verweilen. 

Wie es mir dann in Palermo ergangen ist, erzähl ich euch in den nächsten Tagen!

A presto!


Rieke

Donnerstag, 4. Juni 2015

Schönes Siracusa und zweite Chancen

Ciao Ihr Lieben!

Siracusa hatte ein wenig Pech mit mir. Denn so ganz zufrieden war ich mit ihr besonders zu Anfang so gar nicht. Nach dem beschaulichen Taormina war Siracusa meine nächste Station gewesen und der Wechsel in eine größere Stadt erst einmal wieder eine Umstellung. Zudem war ich nach einigen Wochen des Reisens an dem Punkt angelangt, an dem ich ganz furchtbar damit leben konnte, keine Aufgabe zu haben. Die Grundentspannung war inzwischen eingetreten, aber es kam mir auf einmal komisch vor, in welcher Situation ich mich befand. Mir einfach nur tagein tagaus Dinge anzusehen, aber selbst nichts zu produzieren. Meistens fangen die Menschen in der Umgebung dieses Gefühl ganz schnell wieder auf, aber auch meine Unterkunft konnte dazu nicht so recht beitragen. Das Hostel in Siracusa war neu, modern und insgesamt ordentlich. Und auch die Leute waren hilfsbereit. Aber es herrschte eine ziemlich unpersönliche Atmosphäre. Ein wenig unterkühlt das Ganze. Überhaupt habe ich inzwischen festgestellt, das große Hostels nichts für mich sind. Je größer das Hostel, umso mehr Platz wird den Bewohnern gegeben, sich aus dem Weg zu gehen. Die besten Tage hatte ich bisher in kleinen Unterkünften, wo man sich automatisch kennenlernt, weil man keine andere Wahl hat, als von der Dynamik, die sich aus der Kombination der Anwesenden zwangsläufig ergibt, mitgezogen zu werden. 

Siracusa hatte also einen schweren Stand bei mir. Die Altstadt Ortigia ist ein wunderschöner Fleck Siziliens mit teils beeindruckender barocker Architektur, süßen Gässchen, lebendigen Märkten und charmanten Geschäften. Auch das archäologische Gelände am anderen Ende der Stadt hätte mich noch mehr begeistern müssen mit dem Ohr des Dionysus – einer Höhle, geformt wie ein Hörgang mit fantastischer Akustik. Aber irgendwie hatte ich überall das Gefühl, all das schon einmal gesehen zu haben. Nur in schöner oder imposanter oder sonst wie spannender. Erst nach einer kleinen Weile hab ich mich dann mit meinen eigenen Launen versöhnen können. Geholfen hat die Entdeckung eines kleinen Felsausläufers an der Küste. Beim Abendspaziergang entdeckte ich den Übergang zu den Felsen, an denen sich gerade die Brandung überschlug. Nur ein paar vereinzelte Leute saßen dort. Ich suchte mir einen Vorsprung und habe auf das Wasser gestarrt, zugeschaut wie die Wellen an den Felsen brachen und beobachtet, wie mir fast ein wenig mulmig zumute wurde bei dem Anblick. Als könnte mich das Meer jeden Augenblick verschlucken. 



Ich bin sitzen geblieben. Und habe gestarrt. Und nach einer kleinen Weile war ich mit der Stadt versöhnt. Als ich zurück in die Altstadt kam, sah ich auf einmal wieder die schönen kleinen Straßenzüge, die gemütlichen Trattorien, das Abendlicht auf der Piazza. 

Siracusa sieht mich auf meiner nächsten Sizilienreise ganz sicher wieder. Denn so eine Stadt hat ganz dringend eine zweite Chance verdient:












A presto!

Rieke

Montag, 1. Juni 2015

Abenteuerausflug zum Ätna

Ciao!

Vielleicht erinnert ihr euch an mein Urteil über den Vesuv vor ein paar Wochen. Das fiel ungefähr so aus: „MEH“. Diesmal sag ich statt „meh“ nur „WOW“! Die Tagexkursion zum Ätna war einfach der Wahnsinn. Die Landschaft, die die Vulkanaktivität des Ätna kreiert hat und tagtäglich aufs Neue verändert, ist atemberaubend. Unterschiedliche Vegetationszonen, ein eigenes Mikroklima, spannende Kraterlandschaften – die Gegend rund um den Ätna hat irrsinnig viel zu bieten.


Ich hab erst ein bisschen gezaudert mit der Idee, Geld für eine Tagestour auszugeben. In meinem Hostel hatten mir aber alle von der Tour vorgeschwärmt und das hatte mir einen gehörigen Floh ins Ohr gesetzt. Auf eigene Faust den Ätna zu erkunden ist, besonders von der Nordseite, außerdem nicht so einfach. Vor allem nicht ohne fahrbaren Untersatz. Die Tour hat also gewonnen.

Morgens um neun ging es also los. Der Vorteil solcher Touren ist es übrigens auch, von der Unterkunft abgeholt zu werden – LUXUS! Unser Tourführer für den Tag hatte lustigerweise 12 Jahre lang in Deutschland gelebt und so wechselten wir fröhlich zwischen deutsch und italienisch hin und her, wenn nicht gerade in der ganzen Gruppe Englisch gesprochen wurde. Die erste Station für uns sieben Exkursionsteilnehmer war eine Höhle im Vulkangebiet. Helm auf dem Kopf, Taschenlampen an und rein ging's in Dunkle. Die Höhlen im Ätnagebiet sind zu großen Teilen aus sehr porösen Gesteinsarten und sind oft nach 100 Jahren schon wieder vollkommen verschüttet. Ein bisserl mulmig um die Ohren wird es einem schon, wenn man die ständige Erosion in so einer Höhle tatsächlich an den Wänden sehen kann. 




Die Decke ist uns dann aber doch nicht auf den Kopf gedonnert, also konnten wir uns danach auf den Weg hoch zu den Kratern des Ätna machen. Im Jahr 2002 hatte es am Ätna, im Nordgebiet, einige schwere Eruptionen gegeben, die von einem kleinen Touristenort nicht viel übrig ließen, mal mit Ausnahme dieses Hoteldachs vielleicht:



Heute kann man die damals entstandene Kraterlandschaft besichtigen. Und die ist wirklich imposant. Einmal auf dem Gelände angekommen, stellt der Kopf ganz automatisch auf Police um und fängt an, „Walking on the moon“ zu summen. Während man am Vesuv zwar diesen riesigen Krater sieht, aber sonst glauben könnte, auf einem „normalen“ Berg zu sein, ist der Spaziergang in diesem Gebiet des Ätna einfach nur surreal. Und deshalb auch drölfzig Mal spannender.






Im Norden des Ätna fließt der Alcantara Fluss und der war nach einer monstermäßigen Station in einem Weingut, um dort zu essen und zu trinken, unsere letzte Station. An diesem Punkt war ich spätestens jetzt happy, die Tour mitgemacht zu haben, denn wir hielten mitten im Nirgendwo und kraxelten uns durch einen kleinen, von Büschen halb verdeckten Weg. Den Zugang zu der kleinen Oase, die uns dahinter erwarten sollte, hätte ich im Leben allein nicht gefunden. Und wahrscheinlich steht diese Stelle auch nirgendwo offziell geschrieben. Einmal durch die Büsche einen Trampelpfad entlang gestiefelt, erreicht man dann schließlich den Fluss mit einem riesigen Felsenmeer aus weißen, glatten Steinen. Theoretisch kann man ab dort kilometerweit entlang des Flusses über das Felsenmeer klettern und ihm glasklaren Flusswasser plantschen. Mit etwas Zeit möchte ich unbedingt zurück, den Bikini im Gepäck, und dann irgendwo auf einen Felsvorsprung klettern und für immer dort bleiben. Oder bis ich Hunger bekomme.





Mein Fazit: Wer auf Sizilien ist, kann nicht einfach so den Ätna auslassen, sagt man. Und Recht haben sie. Für mich einer der besten Trips!

A presto!

Rieke