Freitag, 17. April 2015

Rieke rennt durch Rom: Der Tag der Kirchen

Ihr Lieben,

woran merkt man, dass man älter wird? Viele Dinge sind nicht mehr so nervig und langweilig, wie man es als Teenie wahrgenommen hat. Dazu gehören zum Beispiel das Wandern in den Bergen, nur einen von zwei Wochenendtagen für Parties zu nutzen und, man glaubt es kaum: Kirchen zu besichtigen. Und ob man nun religiös ist oder nicht, ohne Kirchen geht in Rom nichts. Es ist eben so, als hätte man dort die Essenz der römischen Architektur, Geschichte und Atmosphäre der letzten 2000 Jahre in einer Nussschale eingefangen und ausgestellt. Oder besser: Tausende Nussschalen. Es heißt nicht umsonst, dass „nicht mal der heilige Geist weiß, wie viele Kirchen es in Rom gibt.“

Anfang der Woche habe ich meine erste Solo-Tour dazu genutzt, von einer Kirche zur nächsten zu zockeln. Dabei hatte ich die grandiose Idee, mir das Tagesticket für die öffentlichen Verkehrsmittel zu sparen und alles zu Fuß zu erledigen. Pilgern quasi. Und, oh boy, was bin ich gepilgert. 

Mit den Kirchen hier ist es übrigens sehr interessant. Jede einzelne vermittelt dir ein vollkommen anderes Gefühl. Manche lassen dich gänzlich kalt, manche bringen dich zum Staunen und eventuell findest du unter ihnen eine, die dich ganz besonders berührt. So erging es mir zumindest. 

Und damit nicht nur ich etwas von meiner Mini-Kirchenpilgerung habe, sondern auch ihr, zeige ich euch hier einmal sieben der vielleicht sehenswertesten Kirchen in Rom. Und ja, der Petersdom fehlt an dieser Stelle. 

Los geht es mit der Tour delle Chiese! 



Eine der ältesten Kirchen in Rom (ca. 400 n. Chr.). Ich habe sie am Abend besucht. Da hatte die blaue Stunde schon einen Dämmerschein über die Lichter in der Kirche gelegt. Und ich glaube, zu keiner anderen Zeit wäre es schöner dort gewesen. Mit ihren goldenen Mosaikfresken umgibt sie – wenn ich mal eben so pathetisch sein darf - eine tiefe Aura der Erhabenheit. Und dass, ohne von Opulenz nur so zu strotzen. Gold eben, nicht Glitzer. 



San Giovanni in Laterano ist wahrscheinlich das komplette Gegenteil. Von der Rückseite durch den Seiteneingang geschlüpft, konnte ich die Ausmaße der Kirche zunächst nicht richtig einschätzen. Innen klappte mir dann die Kinnlade herunter. Das hier ist RIESIG! Besonders beeindruckend: Die imposanten Statuen der zwölf Apostel. Außerdem: überall weißer Marmor, goldene Decken, Mosaikböden und ein fantastisches Licht!



Die einzige gotische Kirche in Rom und deshalb, nun ja, eher düster. Dafür habe ich in keiner anderen Kirche soviel Andächtigkeit unter den Menschen dort erlebt. Irgendwie berührend. Ebenfalls anwesend: Einige begrabene Päpste und Kunstwerke von Michelangelo. 



Direkt um die Ecke: Das Pantheon. Andachtsstimmung kommt hier allerdings so gar nicht auf. Die Massen strömen hinein, zücken den Selfie-Stick und werfen die 360 Grad-Panoramafunktion an. Einmal am Stock im Kreis getanzt, geht’s auch schon wieder hinaus. Architektonisch natürlich wirklich beeindruckend. Historisch sowieso: Hier wurden schon ganz andere Götter angebetet. Welche, ist allerdings umstritten. Und die Piazza, die ist superbe.



In dieser Kirche kann man seinen Augen nicht trauen. Also, wirklich jetzt. Die Malereiarbeiten sind ein einziger Trompe-l’œil Effekt. Perspektivisch gemalt, verschwimmen die Grenzen zwischen Architektur und Malerei. Da steigt der Engel schnell mal aus dem Deckenfresko. Sant’Ignazio ist der Beweis, das gutes Make-Up alles sein kann: Als klar wurde, dass die geplante Kuppel nie gebaut werden würde, hat man ihren Hohlraum einfach als Illusion an die Decke gemalt. Läuft.



Die Santa Maria Maggiore – das lässt der Name schon fast vermuten – ist eine dieser Angeberinnen unter den römischen Kirchen. Riesig. Opulent. Königlich. Nein, sagen wir, kaiserlich. In dieser Kirche stehen außerdem definitiv die schönsten Beichtstühle, die mir in Rom untergekommen sind. Und Wes Anderson hätte hier seine wahre Freude an der Symmetrie.



So, nun kommen wir zu meinem absoluten Liebling. Die Basilica San Clemente hat mich nach dem aufgeregten, trubeligen Wochenende wieder zu mir kommen lassen. Die vergleichweise kleine Kirche ist wunderschön (ich bin absoluter Fan der Mosaike) und irgendwie dennoch zurückgenommen. Genauso der angrenzende Innenhof. Auf den Steinbänken sitzt es sich furchtbar entspannt und nach ein paar Minuten geht jede innere Unruhe flöten. Fotografieren darf man im Innenraum nicht. Vielleicht auch deshalb ein perfekter Ort der Ruhe. Und dazu historisch absolut faszinierend: Unter der Kirche liegen die Ruinen einer der ersten christlichen Kirchen Roms. Und darunter ein mithräischer Tempel. Und das alles lässt sich besichtigen. Für mich der tollste Geheimtipp, um antike Geschichte hautnah zu erleben. Und um durchzuatmen.

Das war es für heute, meine Lieben, ich hoffe, die kleine Tour hat euch gefallen. Heute ist mein letzter Tag in Rom. Die Woche ist vergangen wie im Fluge, was ihr sicherlich an meiner kläglichen Blogdisziplin gemerkt habt. Aber es gab hier einfach so viel zu sehen und zu tun! In den nächsten Tagen werden ich sicher noch einige Eindrücke aus Rom für Euch zusammenschneiden und dann geht's auch schon weiter mit der nächsten Station. Seid gespannt!

A presto,

RIEKE

2 Kommentare:

  1. ach wie toll. an die eine davon kann ich mich sogar erinnern,di loyola, richtig? da waren wir doch zu zweit drin :) wunderschöne tipps. möchte beim nächsten mal auch tatsächlich diese alle besuchen. hast du jetzt eigentlich einen heiligenschein, bei so viel kirchenbesuchen? ;)

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  2. klaro hab ich jetzt einen - mindestens! ;) Und ja genau, in der Loyola waren wir zusammen! Freut mich sehr, dass du die Tipps magst, Liebes!

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