Buonasera, Ihr Lieben!
(WAHNSINN - jetzt bin ich mal ganz fix und schiebe direkt einen nächsten, kleinen Post hinterher)
Das Schönste an Airbnb - wenn es richtig läuft - ist es meiner Meinung nach, die Nase mit ganz viel Neugier in den
Alltag anderer Menschen stecken zu dürfen. Und dabei Dinge zu erleben, die einem als normalem Touristen sonst verschlossen bleiben
würden. Ich hatte hier an der Amalfiküste vor allem zwei Abende, die mir genau das geboten haben.
Wie immer gibt es natürlich von besonderen Ereignissen wie diesen keine oder nur furchtbar schlechte Fotos...weil man die Kamera liegen lassen hat, weil die Kamera auf einmal doof ist oder einfach weil man so im Moment gefangen ist, dass man gar nicht daran denkt, ein Foto zu machen... Ihr mögt es mir bitte nachsehen!
Don Pasta, eigentlich Daniele, ist ein Freund meiner
Gastgeber, bekannter italienischer Koch, Kochbuchautor – und DJ (Für ein schöneres Foto bitte einfach googeln :D). Einer dieser
Menschen, die so begeistert fünfzehn verschiedene Dinge in einer Hand
jonglieren, dass man gar nicht anders kann, als fasziniert zuzuschauen und sich
zu wünschen, man könnte das alles genauso charmant vorbringen. Für sein neues
Buch hat er sich eines der ältesten italienischen Kochbücher vorgenommen: Das
Kochbuch von Pellegrino Artusi. Aus dieser Bibel der traditionellen
italienischen Küche hat er einen Remix gemacht – und ihn vor ein paar Tagen allen Kunst- und Kochschmauswilligen in Salerno vorgestellt. Und weil er nicht
einfach Autor ist, gab es nicht etwa eine Lesung, sondern eine Videokunst-Livemusik-Livekoch-Performance. Während auf der großen Leinwand
italienische Großmütter beim Kochen in die Kamera grinsten und mit
synthesizerverzerrter Stimme Rezepte Preis gaben, schmetterte Don Pasta ein Manifest für den Kampf für die echte, regionale, traditionelle Küche und kochte nebenbei ein
fantastisches Pastagericht. Das Bruzzeln, Klackern, Hacken, Zischen und
Knistern, das man aus der Küche so kennt, erklang dabei im Rhythmus und im
Wettkampf mit der vierköpfigen Jazzliveband. Und dass die Pasta fantastisch
war, ist nicht nur so dahingesagt – probieren durfte am Schluss nämlich jeder! Um genau zu sein: Wir wurden gefüttert...
Zum Anniversario della Liberazione sind wir am Abend in
die Berge Salernos gefahren, um an einer ganz besonderen Feier teilzunehmen:
Ein traditionelles Fest mit Lagerfeuer, neapolitanischer Band und einem alten
Mann, der volkstümliche Geschichten erzählte und traditionelle neapolitanische
Lieder sang. Wirklich verstanden habe ich von seinen Geschichten ohne Übersetzungsshilfe zwar ungefähr nichts bis gar nichts – der
neapolitanische Dialekt ist definitiv eine Nummer zu viel für mich -, dafür
haben wir ums Feuer getanzt und mit Kastagnetten geklappert bis zum Rande der
Sehnenscheidenentzündung. Der Abend hatte wirklich etwas Surreales an sich. Es waren
größtenteils junge Menschen und zugleich wirkte die Stimmung wie aus einer
anderen, einer vergangenen Zeit. Irgendwie magisch. Sicher, auch in Deutschland
leben junge Leute alte Traditionen. Bei uns steckt hinter Dirndl und Volkstanz allerdings
eher nicht diese spirituelle, mystische und mitreißende Stimmung, wie sie hier
aufkam. Es ist einfach ein anderer Rhythmus. Und die Balkanparty im Club um die Ecke ist zwar lustig, aber definitiv kein Ersatz!
Auf der Rückfahrt machten wir noch
Halt bei einem befreundeten Pasticceria-Besitzer und schauten ihm über die
Schulter, während er mitten in der Nacht die leckersten Süßigkeiten der
Amalfiküste für den Sonntagmorgen vorbereitete. Mein Favorit: Babà Napoletano - in Rum getränkte Zuckerbomben-Dolci! Göttlich!
Ich bin fest davon überzeugt: Solche Abende sind es, die das Herz einer Reiseerfahrung ausmachen. Es sind die emotionalen Eckpfeiler der Geschichte, die man mit seiner Reise für sich selbst und für andere schreibt. Bisher hatte ich das Glück, bereits viele, viele solcher Momente in dieser kurzen Zeit machen zu dürfen. Und ich freue mich darauf, sie weiterhin mit euch zu teilen!
Habt einen wundervollen Abend!
A presto!
Rieke
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